Gedicht :   Der Schütze

 

 

 

                Um sportlich Großes zu vollbringen -

                muß man – und das vor allen Dingen –

                trainieren, üben – und zwar faktisch –

                theoretisch und auch praktisch -

 

                Wenn wir hier heute also sitzen –

                und über unseren Büchern schwitzen –

                dann fällt um 11.11 Uhr uns ein –

                man möchte Narr statt Schütze sein –

 

                Man möchte mal tun wie die es machen –

                nicht nur ballern – auch mal lachen –

                wir woll´n den Schießsport dazu nützen –

                man kann auch lachen – über Schützen –

 

                Der Schütz‘ im Regelfall ein Mann –

                der glaubt, daß er gut schießen kann –

                das denkt er nicht nur mehr als nötig –

                in vielen Fällen sogar stetig –

 

                Er übt sich laufend – das ist fein –

                zu Hause oder im Verein –

                geschult oder auf seine Weis‘ –

                teils auch im Bekanntenkreis –

 

                Er ist ein Sportler – das ist gut –

                auch wenn er meistens nur so tut –

                er spricht vom Schießsport ganz manierlich –

                am meisten von sich selbst natürlich –

 

                Man erkennt ihn schon von weitem –

                der stolze Blick – das steife Schreiten –

                in grüner Hülle ein Gewehr –

                in einer Tasche noch viel mehr –

 

                Oder mit Koffer – schwarz aus Leder –

                ja so kommt nun mal nicht jeder –

                und wenn solch zwei zusammen sind –

                denkt jeder, daß der and‘ re spinnt –

 

                Des Schützen Sportplatz wird genannt –

                das ist bekannt – ganz einfach „ Stand“ –

                dort verteilt er sein Gerät –

                bis auf dem Stand er endlich - steht –

    

                Er zwängt sich kurz vor der Attacke –

                in ein grüne Lederjacke –

                die linke Hand bekommt dazu –

                so was wie einen Boxhandschuh –

 

                Auch gibt es manche „grünbemützt“ –

                d.h. links/rechts vor Licht geschützt –

                und in der Hand den Gegenstand –

                der früher als Gewehr bekannt –

 

                Jetzt nimmt er seine Stellung ein –

                d.h. er wippt von Bein zu Bein –

                er stellt die Füße seitwärts quer –

                und dreht sich bis zum „geht nicht mehr“ –

 

                Der Oberkörper wirkt verklemmt –

                Gesichtsausdruck ist leicht gehemmt –

                fast schmerzlich ist er angespannt –

                Anschlag wird das Spiel genannt –

 

                Das ist Schießen – denkt man – Mensch –

                ganz anders als bei „Shilo – Ranch „ -

                wo man locker – ehrenwert –

                ohne Zielen und vom Pferd –

 

                Früher war man halt noch streitig –

                und beschoß sich gegenseitig –

                wollt man trainieren haut man munter –

                irgend jemand eine runter –

 

                Man warf sich dazu stets in Schale –

                traf sich an einer Kathedrale –

                dann lag einer in der Pfütze –

                der and‘ re war der bess‘re Schütze –

 

                Heut stehen fünf Herren im Duell –

                die Hände heben sich und schnell –

                machen alle Schützen „bumm“ –

                dann drehn die Herren sich wieder um –

 

                Geblieben ist die Silhouette –

                der Geist des Kampfes auch – die Wette –

                doch um sich zu beweisen –

                genügt die Pappe mit 10 Kreisen –

 

                D’rum woll’n wir nun mal jene sehn –

                die da mit ihrem Koffer stehn –

                drinnen liegt – in Schaumstoff meist –

                was Kleines – das Pistole heißt –

 

 

                Hier haben wir den gleichen Fall –

                man baut sich auf mit leichtem Drall –

                Gehörschutz, Brille – Mütze rot –

                Und fertig ist der Testpilot –

 

                Nun kommt ein Oberschütz‘ ins Licht –

                und macht ein wichtiges Gesicht –

                er kontrolliert hier noch ein Bein –

                auch Oberschützen müssen sein –

    

                Alle sind jetzt voll dabei –

                der Wichtige schreit: „Feuer frei“ –

                die Waffe wird sofort gebraucht –

                ein andrer geht weg – und raucht –

 

                Jetzt rückt dem Kernpunkt man zu Leibe –

                Schwarzer Punkt auf weißer Scheibe –

                wo man mit Blei und daß es kracht –

                ein Loch in jede Scheibe macht –

 

                Ganz links der Schütze – eine Zehn –

                ein Blick durch‘s Glas – er hat‘ s gesehn –

                er gibt sich lässig – obwohl schmächtig –

                vorn schwillt der Oberkörper mächtig –

 

                er schaut einmal in die Rund –

                und tut es so den ander’n kund –

                Bei solchen Schüssen wird gewiss –

                was man doch für ein Bursche is‘ –

 

                erneutes Zielen – Fingerdruck –

                und ein ungewollter Ruck –

                das Glas zeigt einen kleinen Klecks –

                im weißen Teil – ½ 5 – ½ 6 –

 

                Zu solchen Schüssen stets man schweigt –

                doch wird er dann herumgezeigt –

                wird auch – und das ganz unbeschwert –

                wie es dazu kam erklärt –

 

                Es lag am Stand oder am Licht –

                am Nachbarn – falls er Bösewicht –

                die Waffe hat sich selbst verstellt –

                oder’s hat ein Hund gebellt –

 

                Vielleicht auch heller Sonnenschein –

                oder die Scheibe war zu klein –

                der Handschweiß war es auch oft schon –

                oder ungewohnte Munition –

 

                Man kann das nun ganz einfach nennen –

                gute Schüsse, das ist Können –

                schlechte Schüsse uns zum Leid –

                der Ausdruck einer Widrigkeit –

    

                Hin und wieder, dann und wann –

                tritt man zum edlen Wettkampf an –

                Alle tun was sie nur können –

                der Beste darf sich Meister nennen –

 

                Hat jemand nun mit viel bedacht –

                die Löcher ganz zentral gemacht –

                erhält er das in bunt gedruckt –

                und wird von ander’n angekuckt-

 

                Auch Kübel die man schön graviert –

                oder ein Abzeichen – das mächtig ziert –

                das ist’s das alle wissen –

                Mensch – was kann der schießen –

 

                So ist der Gang – hat man’s geschafft –

                vielleicht die Landesmeisterschaft –

                dann war’s das, üben immer fleißig –    

                Ergebnis – Platz 20 oder 39 –

 

                Schießen gibt’s in vielen Formen –

                auch eigens festgesetzte Normen –

                wer einen Hut hat und auch Stolz –

                schießt auf Vögel die aus Holz –

 

                Aufgelegt bei Kerzenschein –

                doch dann muß man trinkfest sein –

                dann macht das Schießen sogar froh –

                Hussassa und Horrido –

 

 

 

                Ich glaub jetzt merkt das jeder schon –

                es geht ein Hauch von Tradition –

                der Landsknecht, der in jedem steckt –

                der wird gepflegt – wenn er geweckt –

 

                Nun gut – ein demokratisch Recht –

                jeder so wie er’s gern möcht –

                ein Orden dem verdienten Mann –

                Die Nadel dem der schießen kann –

 

                Doch der Gesellschaft sollten wir –

                ob Sportler oder Offizier –

                zeigen – hinter’m Eichenblatt –

                steht Cowboy nicht und nicht Soldat –

 

                Ein Sport ein Hobby das ist schön –

                auch das in einem Festzug gehen –

                das Schießen selbst – das Waffen sammeln –

                ist besser als die Zeit vergammeln –

 

                Drum weiter also es gibt mehr –

                als Kompaniekaiser und Luftgewehr –

                Vorderlader sollt man sehn –

                das knallt nicht nur  - das stinkt auch schön –

 

                Viele wieder schießen Schrot –

                doch nicht richt’ge Tauben tot –

                nein sie lassen Teller fliegen –

                und versuchen die zu kriegen –

 

                Andre stehn und warten prompt –

                bis von links ein Wildschwein kommt –

                und gar mancher Schießgesell –

                schießt Armbrust – wie der Willi Tell –

 

                Und alle zusammen die haben jetzt‘ –

                etwas sehr Schönes – ein Waffengesetz –

                wo man recht unsachlich beschreibt –

                was ist – wenn man Körper durch Läufe treibt –

 

                Zusammen werden wir registriert –

                mit Ede der Abends den Püster führt –

                für die Unterteilung ist es zu spät –

                zwischen Waffe und Sportgerät –

 

                Doch lassen wir Schützen uns nicht verdrießen –

                wir wollen Leistung – wir wollen schießen –

                wir werden üben, fleißig trainieren –

                Ausgleichssport – wenn auf allen Vieren –

 

                Die Meisterschaft immer als nächstes Ziel –

                 und dafür tut man ja gerne auch viel –

                immer wieder der neue Versuch –

                einmal die Freude – einmal ein Fluch –

 

                Und können wir im Wettkampf nicht Erster sein –

                sind andre groß und wir nur klein –

                Und bemühen wir uns noch so sehr –

                der Kamerad dort hat einen Ring mehr –

                Ein echter Schütz‘ hat einen Trost auf Erden –

                dann muß man Übungsleiter werden –

 

                                                                W. Triebsch