Historie des (Sport-)Schützenwesens
Text 1 :
1. Geschichte des Sportschießen
1.1 Geschichtliche Entwicklung des Schießensportes Weltweit
Die Geschichte des Schießens mit Handfeuerwaffen reicht zurück bis zur Erfindung
von Pistole und Gewehr. Der erste Schützenverein, die Luzerner Schützengilde in
der Schweiz, wurde um 1466 gegründet. Der erste belegte Schützenwettbewerb
wurde 1472 in Zürich abgehalten. Im 19. Jahrhundert fand das Zielschießen in
Europa und Nordamerika sehr schnell immer mehr Anhänger. Der internationale
Dachverband des Schießsports ist die Union Internationale de Tir (UIT;
gegründet 1907, Sitz in München). In Deutschland wird der Schießsport vom
Deutschen Schützenbund (DSB; gegründet 1861, Sitz in Wiesbaden) vertreten.
Der Schießsport gehört seit den ersten Spielen der Neuzeit im Jahr 1896 zum
olympischen Programm. Der Begründer der Spiele, Baron Pierre de Coubertin,
der selbst ein erstklassiger Schütze war, befürwortete die Aufnahme des
Schießsports in das olympische Programm. 1984 wurden getrennte Wettbewerbe
für Frauen eingeführt, nachdem sie bereits seit 1968 zusammen mit den Männern
an Wettkämpfen teilgenommen hatten.
1.2 Geschichtliche Entwicklung des Schießsports in Deutschland
Das Schützenwesen und der Schießsport in Deutschland können auf eine lange
Tradition zurückblicken. Viele heute noch bestehende Schützengesellschaften
wurden bereits im 13. bis 15. Jahrhundert gegründet. Sie trugen Übungs- und
Gesellschaftsschießen nach ihren eigenen Regeln aus, aber es sollte noch einige
Jahrhunderte dauern, bis sie 1861 in Gotha/Thüringen in einem gemeinsamen
Verband vereinigt werden konnten. Anlass war ein großes deutsches Schützenfest
der Gothaer Altschützen, verbunden mit dem Thüringer Turnfest vom 8. bis
11. Juli 1861. Die Schützen kamen aus allen Teilen Deutschlands nach Gotha.
Obwohl es aufgrund des fehlenden gemeinsamen Regelwerks während des
Ablaufs der Wettkämpfe zu mehreren Unstimmigkeiten kam, wurde am letzten
Tag des Treffens, dem 11. Juli 1861, der Deutsche Schützenbund gegründet.
Schon im darauf folgenden Jahr zählte der Deutsche Schützenbund 7000
Mitglieder.
Im Dritten Reich wurde der Deutsche Schützenbund dann am 15. August 1933
zwangsweise von den Nationalsozialisten aufgelöst und zusammen mit weiteren
Verbänden zum neu gegründeten Deutschen Schützenverband verschmolzen. In
den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war dann wegen der Ablieferung
und des Verbots von Feuerwaffen zunächst an eine Widergründung des Deutschen
Schützenbundes nicht zu denken. Aus diesem Grund wurde in Deutschland das
Luftgewehr als Sportwaffe entwickelt, das seinen Siegeszug um die ganze Welt
antrat.
Auf dieser Basis wurde schließlich am 16. September 1951 der Deutsche
Schützenbund wieder gegründet. Im Laufe der letzten 40 Jahre hat sich der DSB
zum viertgrößten Sportverband Deutschlands mit ca. 1,4 Millionen Mitgliedern in
14000 Vereinen gemausert. Ein weiterer erheblicher Anstieg der Mitgliederzahlen
darf durch Neu- und Widergründungen von Schützenvereinen in den neuen
deutschen Bundesländern erwartet werden.
Der Deutsche Schützenbund ist auf rein sportlicher Basis organisiert und bietet
seinen Mitgliedern die Möglichkeit, sich in folgenden Sparten zu betätigen:
Gewehr, Pistole, Wurfscheibe, lfd. Scheibe, Bogen und Armbrust.
[Quelle : erstellt von Philipp Straub, Juni 2002]
Text 2 :
Das historische Schützenwesen steht auf vier Säulen: Geschichte, Heimat,
Gemeinschaft, Glaube.
War es einerseits die immer wieder gegebene Bedrohung von Freiheit und Frieden,
von Heimat, Land und Leuten, so waren es andererseits der religiöse Kult und die
Freude an Fest und Feier, die zur Pflege und Überlieferung von Tradition und
Brauchtum führten.
Das Schützenwesen ist alt, oft sehr alt und hat die verschiedensten Ursprünge und
Formen. Die meisten der historischen Schützenvereinigungen haben eine starke
Bindung zu Kirche und Glauben. Was leicht zu verstehen ist, war es doch die Kirche,
die neben dem Adel den meisten Einfluss auf die Menschen der damaligen Zeit
ausübte.
Vor dem Entstehen der heutigen Vereine waren früher die Schützengemeinschaften
die einzigen in den Pfarren und Herrschaften die das Gemeinschaftsleben bildeten.
Bruderschaften und Gilden pflegten in ihren Schützenveranstaltungen die
Geselligkeit. Durch Wettbewerbe wurde die Treffkunst bewiesen und die Besten
wurden mächtig gefeiert. Die Herrschaften und auch die Pfarren förderten die
Schützenvereine, waren die Schützen doch erprobte und treffsichere Männer, die bei
ernsten Auseinandersetzungen mit dem Feind bis zum Äußersten kämpften.
Zuerst gab es keine einheitliche Kleidung, eine Zuordnung war nur schwer möglich.
Eine gemeinsame Uniform nach militärischem Muster wurde gesucht und entstand
etwa nach den Franzosenkriegen.
Die Ursprünge des Schützenwesen reichen weit in die Geschichte zurück.
Es wurde von den Anfängen nicht viel überliefert, es finden sich nur wenige Hinweise
in alten Dokumenten über Privilegien der Schützen durch die Regenten. Kriege und
Auseinandersetzungen haben aber doch Spuren hinterlassen. So tragen
Bruderschaften den Namen einer siegreichen Schlacht oder den Namen eines
berühmten Hauptmannes.
Das 20.te Jahrhundert hat im Schützenwesen viel verändert. Zwei große Kriege und
die politische Umgestaltung in Europa haben die Schützengemeinschaften zu
Pflegern von Tradition und Brauchtum gemacht. Der Schutz von Grenzen, von Hab
und Gut steht heute nicht mehr im Vordergrund, wurden diese Aufgaben doch vom
Staat übernommen. In der europäischen Gemeinschaft fällt den Schützen nunmehr
eine weitere Aufgabe zu: es gilt die Werte Mensch und Glaube zu schützen und
überlieferte Werte zu pflegen.
[Quelle : Obmann Matthias Kirchgatterer]